Prostataerkrankungen

Die Prostata kann von einer gutartigen, entzündlichen oder bösartigen Erkrankung betroffen sein.

Bei den Erkrankungen der Prostata unterscheiden wir einerseits die gutartigen Erkrankungen, die Prostatentzündung (Prostatitis) sowie die normale Prostatavergrößerung (benigne Prostatathyperplasie oder BPH) und das benigne Prostatasyndrom (BPS), andererseits die bösartige Erkrankung, das Prostatakarzinom. Letzteres ist zwar der häuftigste bösartige Tumor des Mannes jenseits des 45. Lebensjahres, ist aber glücklicherweise nicht die häufigste Todesursache. Gerade aus diesem Grund greift vorrangig die sog. Krebsfrüherkennungsuntersuchung des Mannes ab dem 45. Lebensjahr (siehe auch Abschnitte Vorsorge und Krebsfrüherkennungsuntersuchung).

Dieser Abschnitt kann und möchte nicht alle Aspekte der Diagnostik und Therapie der genannten Prostataerkrankungen abdecken. Hier soll nur einer allgemeiner Überblick über “das urologische Hauptorgan” gegeben und dem Interessierten eine grobe Differenzierung der Prostataerkrankungen aufgezeigt werden.

Bei allen weitergehenden Fragen empfehlen wir die entsprechenden AWMF-Leitlinien unter www.awmf.org (zur Diagnostik und Therapie sowohl der BPH wie des Prostatakarzinoms). Diese sind sehr umfassend und für den Laien nicht immer einfach zu lesen. Daher ersetzt das weder eine ärztliche Untersuchung noch die persönliche ärztliche Beratung.

Benigne Prostastathyperlasie (BPH), benignes Prostatasyndrom (BPS)

Mit zunehmendem Alter nimmt die Prostata an Volumen zu. Dies hat mit altersbedingten hormonellen Veränderungen zu tun. Das Wachstum der Prostata geht dabei im Wesentlichen zu Lasten des gutartigen, in der Regel im zentralen Abschnitt befindlichen und die Harnröhre umgebenden sogenannten Adenoms. Dieses kann zunehmend auf die Harnröhre drücken und damit Beschwerden beim Wasserlassen verursachen, die sich in einem unspezifischen Drang, einer Erschwerung der Blasenentleerung mit der Notwendigkeit des Pressens, gehäuftem täglichen und insbesondere nächtlichem Wasserlassen in kleinen Portionen bis hin zu einem sogenannten Harnverhalt (Unvermögen überhaupt Wasser zu lassen) ausdrücken kann.

Objektivierbar sind in der Regel eine zunehmende Restharnbildung in der Blase nach dem Wasserlassen, eine Verdickung der Blasenwand als Ausdruck des gegen ein Hindernis anarbeitenden Blasenhohlmuskels, im Extremfall gestaute, nicht abfließende Nieren.

Die Therapie erstreckt sich – je nach Ausprägung der subjektiven Symptomatik, aber auch objektiver Befunde - von einer medikamentösen Behandlung bis hin zur Operation oder in seltenen Fällen zur Dauerkatheterbehandlung. Die Situation kann bei enstprechenden Symptomen rechtzeitig urologisch eingeschätzt und die richtigen Schritte vorbeugend oder heilend eingeleitet werden.

Akute Prostatitis (Prostataentzündung)

Häufig in jüngerem geschlechtsaktiven Alter, meist sehr kurzfristig und akut auftretend. Geht einher mit schmerzhaftem, sehr gehäuftem Wasserlassen, gelegentlich mit blutigem Urin. Nicht selten fieberhaft und mit allgemeinem Unwohlsein, Unterbauchdruck oder Beschwerden im Damm verbunden. Bei der digital rektalen Untersuchung (Abtasten der Prostata vom Mastdarm aus) in der Regel sehr druckschmerzhafte, für den Untersucher eher weich zu tastende Prostata.

Die Therapie besteht in der Regel in einer ausreichend langen antibiotischen Therapie. Selten ist ein Krankenhausaufenthalt und die vorübergehende Ableitung des Urins über eine Bauchdeckenkatheter erforderlich.

Chronische Prostatitis

Eher sehr unspezifische Beschwerden (manchmal gar keine), in der Regel beim Wasserlassen oder im Dammbereich. Meistens schwierig zu diagnostizieren und dann auch antibiotisch über längeren Zeitraum zu behandeln.

Prostatakarzinom (Prostatakrebs)

Diese Erkrankung ist die häufigste bösartige Veränderung des Mannes ab dem 45 LJ. In der Regel wird dies durch den rektalen Tastbefund im Rahmen der Früherkennungsuntersuchung oder anlässlich eines erhöhten Tumormarkerwertes der Prostata (des sog. PSA: Prostata Spezifisches Antigen) festgestellt. Meistens besteht zum Diagnosezeitpunkt ein völlig symptomfreier Zustand. Patienten, die Symptome aufweisen, haben nicht selten schon eine fortgeschrittene Erkrankung.

Die eigentliche Diagnosesicherung erfolgt durch die Gewebsprobenentnahme aus der Prostata (Stanzbiopsie). Anlass hierzu gibt ein auffälliger Tastbefund der Prostata, ein erhöhter PSA-Wert oder beides. Die Biospie erfolgt nach Standard und Leitlinien primär ultraschallgesteuert über den Mastdarm ( je 6 Proben nach vorgegebenen Muster aus beiden Prostatalappen) in einer Lokalbetäubung. Diese Maßnahme wird in jeder gut aufgestellten urologischen Praxis angeboten und ist risikoarm und mit gleichem Nebenwirkungsspektrum wie in einer stationären Einrichtung durchzuführen. Es ist nicht erforderlich, eine solche Diagnostik im Krankenhaus durchzuführen zu lassen. Sollte bei o.g. auffälligen Befunden ein Karzinom nicht nachweisbar sein und die Befunde (Tastbefund und /oder PSA-Erhöhung) weiterbestehen, dann ist heute in einer dann erneut verzögert durchzuführenden Stanzbiopsie an eine sogenannte MRT-Fusionsbiopsie zu denken. Diese hat nach wie vor in der Primärdiagnostik jedoch keinen Stellenwert.

Sollte mittels der Gewebsprobenentnahme ein Prostatakarzinom feingeweblich gesichert sein, hängt es von den Befunden ( feingeweblicher Grad der Tumoragressivität, Höhe des Ausgangs-PSA-Wertes, lokale Tastverhältnisse) ab, ob vor einer weiteren möglichen Therapie zunächst einer weitergehende Diagnostik (zum Auschluss von Absiedlungsherden) erfolgen muss oder ob hierauf verzichtet werden kann. Erst wenn geklärt ist, dass es keine Absiedlungsherde gibt, ist eine heilendes Vorgehen möglich.

Sollte nach allen Kriterien ein heilendes Vorgehen möglich sein (was bei den meisten Patienten der Fall ist), kommen neben einer im Einzelfall möglichen sog. Aktiven Überwachung, die Operation mit Entfernung der Prostata oder die Bestrahlungstherapie in 2 möglichen Varianten in Frage.

Dieser gesamte Abklärungsverlauf und die Möglichkeiten der verschiedenen Therapieoptionen müssen sehr ausführlich und ganz individuell mit dem Patienten besprochen werden und können hier nicht weiter erörtert werden.

Als wichtigste abschließende Information in diesem Abschnitt mag dem männlichen Patienten dienen, dass eine urologische Vorstellung bei folgenden Symptomen anzuraten ist: Anhaltende Beschwerden beim Wasserlassen, sichtbares Blut im Urin oder im Ejakulat (Samenerguss), unklare Knochenschmerzen, die orthopädisch nicht eindeutig zuzuordnen sind. Unabhängig davon empfiehlt sich, die dem Mann ab dem 45. Lebensjahr zustehende Krebsfrüherkennungsuntersuchung (eine Maßnahme, die die Krankassen fördern, aber auch forden!) wahrzunehmen. Wer dieser Empfehlung nachkommt, tut schon mehr für sich als 80% der hierzu infrage kommenden Männer.